Bahnhof Zürich mit Zügen und modernen Gleisen im Jahr 2023.

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz - alles, was du wissen musst

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz besitzt eines der weltweit dichtesten Netze. Die Bahn ist dabei das wichtigste Verkehrsmittel. Mehr als 5300 km Eisenbahnnetz gibt es in der Schweiz. Dazu kommen Busse, Tram, Bergbahnen und Passagierschiffe, mit denen du fast jeden Winkel der Schweiz bequem erreichen kannst.

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Zur Eröffnung dieses Artikels wagen wir uns an eine selbsterstellte These. Wir behaupten, dass man die Qualität des öffentlichen Verkehrs eines Landes daran messen kann, wie die Bevölkerung darauf reagiert, wenn ein Zug leicht verspätet ist.

Oder würdest du dich in einem Land ausserhalb der Schweiz bei der Durchsage: “Wir verkehren zurzeit mit einer Verspätung von drei Minuten. Wir bitten Sie um Entschuldigung.” aufregen?

Glaube es oder nicht, aber hierzulande kann diese minimale Verspätung bereits für rote Köpfe und erhöhte Herzaktivität sorgen. Aus den Reaktionen, die sich in Schweizer Bahnhöfen und Zügen immer wieder beobachten lassen, wirst du unweigerlich schliessen, dass der öffentliche Verkehr in der Schweiz phänomenal sein muss.

Und da ist durchaus etwas dran.

In kaum einem anderen Land ist das öffentliche Verkehrsnetz so dicht und gut ausgebaut wie in der Schweiz. Darum werden wir uns in diesem Artikel ganz den öffentlichen Verkehrsmitteln widmen, während in weiteren Artikeln detaillierte Informationen zu den verfügbaren Bahntickets der Schweiz und Touristenpässe für deine Bahnreise in der Schweiz behandelt werden.

Bahnhof ZürichBahnhofshalle Zürich (Foto: Seraina Zellweger)
Bahnhof ZürichTiefenbahnhof Zürich (Foto: Seraina Zellweger)

Züge in der Schweiz

In Punkto Zugfahren ist die Schweiz ein Land der Superlative.

Europaweit legt keine Nation so viele Kilometer auf der Schiene zurück wie die Schweizer. Im Jahr 2019 haben wir pro Kopf satte 2400 km unter die Räder genommen. Das ist ungefähr so weit wie von Rom nach Stockholm oder von Wien nach Madrid.

Zudem ist die Schweiz seit 2016 stolze Besitzerin des längsten Bahntunnels der Welt: dem Gotthardbasistunnel. Dieses Baumeisterwerk löste den Seikantunnel in Japan ab, welcher seinen Podestplatz während 28 Jahren erfolgreich verteidigt hat. Dank dem Gotthardbasistunnel hat sich die Reisezeit zwischen Zürich und Lugano um 30 Minuten, bzw. um 20%, reduziert.

Mit Abstand die grösste Spielerin im Schweizer Eisenbahnuniversum ist die SBB, kurz für Schweizer Bundesbahnen. Von der Gesamtmenge des Schweizer Eisenbahnnetzes, welches über 5300 km beträgt, betreibt die SBB insgesamt 3236 km. Die SBB ist aber keineswegs alleine auf weiter Flur. Im Jahr 2015 beförderten noch 73 weitere Eisenbahngesellschaften ihre Passagiere von Genf nach St. Gallen, von Lugano nach Basel und auf allen übrigen Strecken dazwischen.

Swiss Activities Tipp: Die Schweiz ist nicht nur bekannt für ihre vielen Züge, sondern auch für ihre wunderschönen Landschaften. Glücklicherweise lassen sich diese beiden in Form von Panoramazügen perfekt kombinieren. Lese hier mehr über die 5 schönsten Panoramazüge der Schweiz.

Zug Schweiz Golden PassZug fahren in der Schweiz (Foto: Swiss Travel System)
Zug Schweiz Glacier ExpressLandwasserviadukt in Graubünden (Foto: Swiss Travel System)

Fahren im Zweiklassensystem

Wer mit dem Zug in der Schweiz unterwegs ist, hat die Wahl zwischen einer Fahrt in der 1. oder der 2. Klasse. Die beiden Klassen unterscheiden sich hauptsächlich in den folgenden Punkten:

  • Preislich unterscheiden sich die beiden Klassen ziemlich stark. Die Differenz liegt bei beachtlichen 75%. Eine Fahrt von Basel nach Zürich kostet in der 2. Klasse ohne Vergünstigung 34 CHF, während der Preis in der 1. Klasse 60 CHF beträgt.
  • Die Platzverhältnisse in der 1. Klasse sind einiges angenehmer. Abgesehen von den Hauptverkehrszeiten sind deutlich weniger Personen unterwegs als in der 2. Klasse. Und wer eine gewisse Beinfreiheit, einen bequemeren Sitz oder allgemein mehr Ruhe schätzt, wird eine Fahrt in der 1. Klasse bevorzugen.

Swiss Activities Tipp: Eine gute Gelegenheit, zum vergünstigten Preis mit dem Zug zu reisen, bieten die begrenzt verfügbaren Spartickets der SBB. Dabei kann es vorkommen, dass der Tarif in der 1. Klasse tiefer ausfällt als derjenige in der 2. Klasse. Es ist zwar selten, aber beim Buchen eines Spartickets kann es sich lohnen, den Preis der 1. Klasse mitzuvergleichen.

Zug Schweiz 1. KlasseReisen in der ersten Klasse (Foto: Swiss Travel System)
Zug Schweiz 1. KlasseGlacier Express (Foto: Swiss Travel System)

Die verschiedenen Züge in der Schweiz

In der Schweiz unterscheidet man drei Arten von Zügen: Intercity, Interregio- und Regionalzüge. Bei der SBB kannst du eine Übersichtskarte anschauen, welche den öffentlichen Verkehr der Schweiz abbildet.

Am schnellsten unterwegs ist man mit den Intercity-Zügen, welche nur an wenigen Bahnhöfen halten. So ist es möglich, mit nur 10 Zwischenstopps von St. Gallen nach Lausanne zu gelangen. Zum Vergleich: Der Interregio hält alleine zwischen St. Gallen und Zürich schon sechsmal.

Die Interregio-Züge verkehren zwischen den grösseren Städten, halten aber an wichtigen Bahnhöfen unterwegs.

Die Regionalzüge verkehren am langsamsten und machen an (gefühlt) jedem Bahnhof einen Zwischenstopp. Manchmal verkehren sie mit Halt auf Verlangen. Dies wird entweder auf einer digitalen Anzeige im Zug oder während der Durchsage erwähnt. Falls du also mit einem Regionalzug, auch bekannt unter dem Namen “Bummler”, unterwegs bist, musst du je nachdem einen Knopf drücken, damit du an deiner gewünschten Haltestelle aussteigen kannst.

Die Pünktlichkeit der Schweizer Eisenbahn

Über die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz lassen sich ganze Doktorarbeiten schreiben, hitzige Diskussionen führen und komplexe Studien erarbeiten. Der Einfachheit halber beschränken wir uns für den Moment auf eine etwas saloppe Aussage, welche dich vor allem interessiert, wenn du zeitlich knapp dran bist.

Grundsätzlich sind die Züge in der Schweiz sehr pünktlich.

Grob über den Daumen gesagt bewegt sich die Pünktlichkeit der SBB um die 90%. Auf Verspätung zu pokern und zu hoffen, dass der Zug auf dich wartet führt also nur in 10% zu einem erfreulichen Resultat.

Trams in der Schweiz

Über nennenswerte Tramnetze verfügen in der Schweiz nur vier Städte: Zürich, Genf, Bern und Basel. Die Trams sind einerseits für die Feinerschliessung in den Städten und andererseits für die Erschliessung der umliegenden Agglomerationen zuständig. Sie verkehren oft in sehr dichtem Takt – teilweise alle zwei Minuten – und reichen im Fall von Basel sogar bis über die Landesgrenze hinaus.

Manchmal scheinen sie aus dem Nichts zu kommen, was vor allem für die Landeier dieser Welt gefährlich werden kann. Insbesondere in der Nähe des Hauptbahnhofes lohnt es sich, einen zweiten Blick nach hinten zu werfen, bevor du die Strasse überquerst. Trams haben gegenüber den Fussgängern Vortritt und klingeln dementsprechend lieber, anstatt zu bremsen. Das hat bei mir in der Vergangenheit für den einen oder anderen Beinahe-Herzstillstand gesorgt.

Wenn du dir dessen bewusst bist, solltest du jedoch in friedlicher Koexistenz mit den Trams leben können.

Tram ZürichTram in Zürich (Foto: Seraina Zellweger)
Tram SchweizStrassenbahn in der Schweiz (Foto: Seraina Zellweger)

Stadtbusse in der Schweiz

Die 125 Busbetriebe der Schweiz sind für die Regionalerschliessung zuständig. Die Busse haben in der Regel einen oder mehrere Berührungspunkte mit dem Bahnverkehr oder mit anderen Buslinien. Diese Berührungspunkte sind meist fahrplanmässig aufeinander abgestimmt, was es relativ einfach macht, in der Schweiz ohne Auto von einem Ort zum Nächsten zu gelangen.

Im Bezug auf die Taktdichte variieren die Fahrpläne stark. In den Stadtzentren verkehren gewisse Linien gut und gerne im Zweiminutentakt, während sie in weniger dicht besiedelten Gebieten alle 15, 30 oder sogar nur alle 60 Minuten fahren.

Postautos in der Schweiz

Eines der wohl typischsten Verkehrsmittel in der Schweiz ist das Postauto. Quietschgelb und in einfacher oder doppelstöckiger Ausführung, erreichen sie auch den hintersten Winkel des Landes. Je abgelegener du unterwegs bist, desto grösser ist die Chance, dass du irgendwo auf ein Postauto triffst.

Gerade in Wandergebieten sind sie häufig anzutreffen, aber auch in Stadtzentren oder Agglomerationen bahnen sie sich ihren Weg durch den Verkehr. Das Postauto-Netz umfasst über 1600 km, was der Strecke von Anchorage in Alaska nach La Paz in Bolivien entspricht.

Wie der Name schon andeutet, waren die Postautos früher für den Transport der Post zuständig. Zusätzlich haben Postautos auch Personen transportiert, aber irgendwann wurde es schwierig, die verschiedenen Bedürfnisse unter einen Hut zu kriegen. Deshalb fiel gegen Ende des 20. Jahrhunderts der Entscheid, den Personen- komplett vom Posttransport zu trennen. In abgelegenen Gegenden kann es vorkommen, dass das im Volksmund gebrauchte “Posti” noch vereinzelt Wahren transportiert. In der Regel bist du jedoch der einzige Grund, weshalb das Postauto aus der Garage geholt wird.

Swiss Activities Tipp: Postautos eignen sich perfekt, wenn du eine Wanderung mit unterschiedlichem Start- und Zielpunkt planst. Oft kannst du deinen Ausgangspunkt mit dem öffentlichen Verkehr erreichen und am Ende deiner Wanderung in eine andere Postatutolinie einsteigen. So musst du keine Rundwanderung aussuchen oder denselben Weg zweimal machen. Prüfe dazu am besten vorgängig den Fahrplan, da die Postautos in abgelegenen Regionen nicht immer regelmässig verkehren.

PostautoPostauto in der Schweiz (Foto: Swiss Travel System)
PostautoDas Postauto eignet sich perfekt für eine Wanderung mit unterschiedlichem Start- und Endpunkt (Foto: Swiss Travel System)

Fernbusse in der Schweiz

Da die Schweizer grösstenteils mit der Bahn unterwegs sind, sind Fernbusse innerhalb des Landes eher eine Nebenerscheinung mit sehr magerem Angebot. Es gibt zwar mehrere grössere Busunternehmen wie Flixbus, Eurobus und Eurolines, welche ohne Einschränkungen über die Grenze hinweg verkehren. Aber innerhalb der Schweiz ist es nicht ganz einfach, eine Strecke mit dem Fernbus zurückzulegen.

So dürfen beispielsweise auf internationalen Buslinien keine Passagiere befördert werden, die nicht ihren Startpunkt oder das Endziel im Ausland haben. Und auch innerhalb der Landesgrenzen sind Angebote nur erlaubt, sofern sie den bestehenden öffentlichen Verkehr nicht wesentlich konkurrieren. Mit was für Kriterien das auch immer festgelegt wird…

Die Busunternehmen müssen noch einige weitere Regeln einhalten, die sie oft davon abhalten, überhaupt Verbindungen innerhalb der Schweiz anzubieten. Für dich sind diese Regeln jedoch nicht relevant. Es sei denn, du interessierst dich für die arbeitsrechtlichen Anforderungen für die Busfahrer.

Manchmal finden sich auf Eurobus gewisse Angebote zwischen grösseren Schweizer Städten, aber auch dann verkehren sie nur einige wenige Male pro Tag.

Seilbahnen in der Schweiz

Genau genommen gehören die wenigsten Seilbahnen zum öffentlichen Verkehr und werden nicht wie die Züge, Busse und Postautos vom Staat mitfinanziert. Nichtsdestotrotz stellen sie ein wichtiges Element für den Transport dar. Insbesondere in den touristischen Berggebieten triffst du sie oft an, denn sie bieten eine gute Gelegenheit, gewisse anstrengende Auf- oder Abstiege während deinen Wanderungen in der Schweiz mit deutlich weniger Muskelkraft zurückzulegen.

Die meisten Bahnen akzeptieren die gängigen Touristenpässe und Bahntickets – wie beispielsweise den Swiss Travel Pass, das Interrail, das Halbtax oder das Generalabonnement (GA) – bis zu einem gewissen Grad.

Es gibt durchaus Seilbahnen, die komplett dem öffentlichen Verkehr zugeordnet sind. Das sind diejenigen, die Gebiete erschliessen, die nicht anderweitig erreichbar sind, wie beispielsweise mit einer Postautolinie oder mit dem Zug. Eine Liste mit allen Schweizer Seilbahnen, welche vollumfänglich zum öffentlichen Verkehrsnetz gehören und im Gültigkeitsbereich des GA und des Halbtax liegen, findest du in dieser Übersicht.

Rotair Tilis SeilbahnRotair Titlis (Foto: Titlis Bergbahnen)
Stanserhorn Cabrio SeilbahnCabrio Seilbahn auf das Stanserhorn (Foto: Seraina Zellweger)

Passagierschiffe in der Schweiz

Nicht nur auf dem Landweg, sondern auch auf dem Wasser kann man sich in der Schweiz fortbewegen. Die meisten Schweizer Seen und Flüsse verfügen über Passagierschiffe, was bedeutet, dass du eine Schifffahrt unternehmen kannst. Diese Schiffe werden häufig für Freizeitaktivitäten benutzt, da sie deutlich langsamer unterwegs sind als ein Zug oder ein Bus.

Es gibt jedoch Ausnahmen, wie beispielsweise die Fähre zwischen Meilen und Horgen. Diese ist durchaus interessant für den Berufsverkehr, da die Verbindung quer über den See einiges schneller ist als eine Zug- oder Autofahrt um den See. Ansonsten gilt generell: Benutze das Schiff, wenn du Zeit hast, eine wunderschöne Aussicht geniessen willst oder du schon immer einmal auf einem historischen Raddampfer unterwegs sein wolltest.

Swiss Activities Tipp: Auch wenn eine Fahrt auf dem Schiff bei schönem Wetter wunderbar ist, hat ein regnerischer, verhangener Tag auch seinen Reiz. Erstens sind bei Schlechtwetter in der Regel weniger Personen unterwegs und zweitens kann die mysthische Stimmung, die tief hängende Wolken und dunkle Bergflanken mit sich bringt, sehr eindrücklich sein.

Dampfschiff GenferseeDampfschiff auf dem Genfersee (Foto: Seraina Zellweger)
Dampfschiff BrienzerseeDampfschiff auf dem Brienzersee (Foto: Seraina Zellweger)

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